Laienpredigten 2005
Laienpredigten - Glaubenserfahrung im Alltag
Sonntag, 30. Oktober 2005
„Glaubenserfahrung im Alltag - Leben aus dem Glauben“, so das Motto einer Reihe von Laienpredigten, organisiert durch den Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu. An drei Sonntagen im Herbst berichten Laien von ihren Erfahrungen mit dem Glauben und geben so ein Glaubenszeugnis ab. Den Auftakt zu dieser Veranstaltungsreihe bildete am Sonntag, 30. Oktober 2005, Schwester Pietra vom Orden der Armen Schulschwestern, die über die Gotteserfahrung in ihrem langen Ordensleben berichtete. Stellvertretender Pfarrgemeinderatsvorsitzender Klaus Wismeth begrüsste die Gemeinde und die Gastrednerin. Eingebettet in einem liturgischen Rahmen aus Gebet und Gesängen konnte Schwester Pietra die Gemeinde mit den Ausführungen zu den wichtigsten Erfahrungen in ihrem Leben fesseln. Die andächtige Stille in der Kirche verriet die Spannung, mit der sich die Zuhörer auf die Ausführungen einließen.
Für viele Menschen sei heute nicht mehr die Frage, ob es einen Gott gäbe, sondern, ob Gott überhaupt erfahrbar sei. Obwohl Schwester Pietra nicht aus einer besonders frommen Familie stammt, bekam sie das Bild eines wohlwollenden und behütenden Gottes vermittelt und nicht das eines strafenden oder richtenden Gottes, vor dem man sich fürchten müsse. Mit dieser Einstellung, die sich dann durch ihr bisheriges Leben zog, konnte sie sich im Alter von 22 Jahren dann für den Eintritt ins Ordensleben entscheiden. Während ihrer Zeit als Gymnasiallehrerin konnte sie letztendlich auch von ihren Schülern lernen, ganz ehrlich zu sich selbst zu sein, denn die älteren Schüler hätten „ein unglaubliches Gespür dafür, was echt ist oder nur aufgesetzt“.
Zehn Jahre lang arbeitete Schwester Pietra in der Ordensleitung in Rom und lebte dort in einer internationalen Gemeinschaft von Ordensschwestern. Zu ihren Aufgaben gehörten auch die Visitationen der Schwestern in aller Welt, die ihren Dienst in den ärmsten Gegenden tun. Sie berichtete von ihren Erfahrungen in den Slums von Sao Paulo, wo es zwar keine Elektrizität und Leitungswasser gäbe aber Drogen und Prostitution. Die Schwestern geben dort Hilfe zur Selbsthilfe. Gott rühre uns an, wenn z.B. in den Basisgemeinden von Brasilien die Bibel geteilt werde und die Bewohner so Antworten auf ihr hartes Leben erhielten.
Auch wenn die Arbeit der wenigen Schwestern obgleich der riesigen Armut doch manches Mal aussichtslos erscheine, sei es einfach wichtig, da zu sein. Schon die alleinige Anwesenheit gäbe Hoffnung, auch wenn in manchen Fällen nicht viel getan werden könne. Gott sein dann mitten drin, in Elend und Hoffnung, zu finden.
Zwei Erlebnisse aus den Zeit ihrer Reisen hob sie besonders hervor: In Guatemala, wo die Menschen lange Zeit unter der Militärregierung leiden mussten und der Willkür der Mächtigen ausgesetzt waren, stelle sich für die Menschen nicht die Frage nach dem Warum, sondern wie sich Gott zeige. Einer der Namen für Gott heisst übersetzt: „Herz des Himmels und Herz der Erde“. Trotz der vielen Leiden, die die Menschen dort ertragen mussten, sehe man einen großen inneren Frieden in den Gesichtern vieler Menschen.
In Nepal, wo der Hinduismus als Hauptreligion verbreitet ist, grüßen sich die Menschen mit dem Gruß „Namaste“, was übersetzt soviel heisst wie „Das Heilige in Dir grüßt das Heilige in Dir“. Mit jedem Gruß wird somit an das Besondere erinnert. Auch im bayerischen Gruß sei diese Verbundenheit enthalten, es wäre jedoch wünschenswert, wenn diese Worte wieder mit mehr Sinn gefüllt werden könnten.
Sonntag, 6. November 2005
„Windhauch – alles ist Windhauch“ – mit diesen biblischen Worten aus dem Buche Kohelet beschloß Frau Irmgard Reisima-Renner am Sonntag, den 6. November 2005 ihre Laienpredigt aus der Reihe „Glaubenserfahrung im Alltag - Leben aus dem Glauben“, zu der der Pfarrgemeinderat der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu eingeladen hatte.
Umrahmt von Gebeten und Gesängen berichtete die Referentin von ihren Erfahrungen.
Frau Reisima-Renner ist in vielerlei Gebieten ehrenamtlich tätig. Auf sozialem Gebiet betätigt sie sich vor allem in der Hospizbewegung, in der Begleitung Sterbender in den letzten Tagen und Wochen ihres Lebens.
Die Konfrontation mit dem nahen eigenen Tod sei für viele Menschen ein schmerzlicher und mühseliger Weg. Plötzlich gäbe es da Grenzen und der Mensch müsse erkennen, dass man Werden und Vergehen unterworfen sei. Es stelle sich häufig die Frage: „Warum ich, was habe ich verbrochen?“ Selbst der Glaube könne hier nur schwierig eine Antwort geben. Aber er könne helfen, dieser Tatsache gelassener entgegen zu sehen. Im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit besucht Frau Reisima-Renner oft Sterbende in Altersheimen, Krankenhäusern und auch zu Hause. Manche Kranke, die mit der Kirche keine besonderen Berührungspunkte hätten, vermuten zunächst hinter den Besuchen einen Versuch der Bekehrung oder der frommen Belehrung. Sobald sie jedoch merkten, dass die Besuche aus einem inneren Bedürfnis heraus, getrieben durch den Glauben, zustande kämen, werde die Botschaft verstanden.
„So wie ein jeder Mensch einzigartig ist, sein Leben einmalig, so wird auch im Sterben seine Einmaligkeit ausgedrückt“, so die Referentin. Der Prozess des Sterbens könne über mehrere Wochen gehen, in dieser Zeit bräuchte der Mensch viel Zuwendung. Worte verlieren aber an Wichtigkeit, aus der Stille komme die heilsame Kraft. Der Wunsch nach körperlicher Nähe und das Verlangen nach Distanz wechselten sich ab, letzteres dürfe jedoch nicht missverstanden werden.
Die meisten Menschen fänden, nach allen Ängsten und allem Kampf, noch vor ihrem Tod ihren inneren Frieden, der sich in einem Lächeln in den Gesichtszügen des Verstorbenen ausdrücke. Diese Wandlung beim Sterben sei unbeschreiblich, bilde jedoch eine spirituelle Erfahrung, aus der wieder viel Kraft für das eigene Leben entnommen werden könne. Die Sterbebegleitung sei eine sinnerfüllte und zutiefst christliche Aufgabe. Durch diese Erfahrungen werden auch Probleme und Einstellungen zu vielen Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens relativiert. Gelassenheit und Nachsicht seien wichtige Lehren für das eigene Leben – denn „was im Angesicht des Todes wirklich zählt und bleibt ist: Glaube, Hoffnung, Liebe“.